Mrs. America erzählt eine wahre Geschichte aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Das „Equal Rights Amendmend“ (ERA) ist ein Vorschlag für eine Ergänzung der amerikanischen Verfassung, welches besagt, dass Frauen die selben Rechte wie Männer haben sollten. Die Geschichte dieses Vorschlag ist eine lange, denn unglaublicherweise hat dieser es nach wie vor nicht, bis zum heutigen Tage im Jahr 2020, nicht in die Verfassung geschafft.
Es ist also die Geschichte des feministischen Kampfes in der USA gegen das Patriachat und vorherrschende Machtstrukturen. Das ungewöhnliche an der Perspektive ist, dass die Hauptprotagonistin Phyllis Schlafly eben nicht eine der feministischen Frauen für diese Bewegung ist, sondern die Gegenseite vertritt. Sie war die Gallionsfigur der „Stop ERA“ Bewegung, die sich auf der konservative Seite und gegen die Gleichstellung von Frauen und Männern positionierte.
Es scheint so seltsame Ausgangsposition zu sein – sich gegen die eigene Gleichstellung auszusprechen und aktiv mit großem Einsatz dagegen zu kämpfen. Aber das macht diese Serie eben auch irgendwie interessant. Wenn es nicht auf einer wahren Geschichte beruhen würde, würde ich es als irrelevant abtun, so aber…. Wirklich paradox ist übrigens, dass Phyllis Schlafly selbst ja eigentlich keineswegs die Rolle eingenommen hat, die konservative Kräfte von damals eine Frau einräumten. Sie war klug & redegewandt, sie war in hohem Maße selbstbestimmt, hatte ein Organisationstalent und konnte Leute mobilisieren.
Alle die befürchten, es handle sich bei dieser Serie um ein rückwärtsgewandtes, anti-feministisches Machwerk, denen kann ich Entwarnung geben. Im Gegenteil, zwangsläufig beschäftigt sich die Serie fortwährend mit den Herausforderungen & Fortschritten der feministischen Bewegung. Es ist vielmehr sogar so, dass jede Episode den Namen einer der wichtigen Gallionsfiguren in diesen Bewegungen trägt, und das Wirken dieser Person dann als Haupthandlungsstrang hat. Dabei erfährt man dann auch einiges interessantes über die Hinter- und auch Abgründe der politischen Bewegungen, denn es war keineswegs so, dass da immer Einigkeit hinter den Kulissen bestand. Welche politischen Bündnisse, und evtl. damit einhergehende Kompromisse geht man ein? Das war inbesondere problematisch bei anderen „verwandten“ Themen, wie zum Beispiel Standpunkte zu Abtreibung oder Homosexualität, denn dafür fanden sich damals weniger Unterstützer als für die Gleichberechtigung. Wir sind heute bei all diesen Fragen schon deutlich weiter als damals, aber abgeschlossen ist da noch nichts, wie man an der Tatsache erkennen kann, dass die Gleichberechtigung nach wie vor keinen Verfassungsrang hat.