True Romance

True Romance ist einer dieser Filme, die ich aus alten vergangenen Jugendzeiten in diffuser positiver Reminiszenz habe. Irgendwie ein cooler actionreicher Krimi mit Schießereien und Verfolgung, mit einem sympathischen Pärchen als Hauptfiguren. Drehbuchautor ist übrigens niemand anderer als Quentin Tarantino, und das glaubt man sofort. Wenn auch die Handlung des Films bei weitem nicht so verschachtelt komplex wie in anderen seiner Werke ist, sondern eigentlich sehr konventionell linear.

Tja wie lange das wohl her ist, dass ich ihn gesehen habe? Fast 30 Jahre ist er alt, und nicht viel kürzer wird die Zeitspanne wohl sein. Anlass war übrigens die Schauspielerin Patricia Arquette, die ich unlängst in der Serie Severance wieder gesehen habe, und mich dadurch sofort an diesen Film erinnert habe.

Und, wie hat sich mein Eindruck über diesen Film nun angesichts meiner veränderten Persönlichkeit durch mehrere Jahrzehnte Lebenserfahrung geändert? Deutlich, muss ich sagen, und leider nicht zum Guten. Hauptkritikpunkt für mich ist, dass ich mich bei dem ganzen Setup in einem feuchten Buben-Klischee-Traum erinnert fühle. Ich kann mich einem solchen Szenario einfach nicht ohne peinliche Berührtheit hingeben. Was meine ich damit? Es erinnert mich an ein klassisches Filmrezept mit der Bezeichnung Born Sexy Yesterday. Clarence, der Mann, ist ein Plattenladennerd, der schon seit Jahren alleine ins Kino geht und keine Beziehung hat. Alabama, die Frau, ist ein hottes Call-Girl, nicht als besonders schlau dargestellt (sie spricht kaum was Wesentliches im Film), welches sich nach einem erfolgten verdeckten Auftrag in ihn verliebt. Zu zweit erleben sie dann ein unglaubliches Abenteuer mit Drogen, Verfolgungsjagden, jeder Menge Toten, und einem kitschigen Happy End.

Dass Clarence übrigens diese ganze Lawine an Ereignissen überhaupt erst damit auslöst, weil er am Anfang des Films – nach der unmittelbaren Heirat von Alabama – sich einbildet, es dem ehemaligen Zuhälter von Alabama irgenwie ordentlich reinsagen zu müssen, ist ein unglaublich abstruser und unglaubwürdiger Plot. Warum geht er dort überhaupt hin? Laut seiner Aussage „weil er noch ihre Sachen von dort holen muss“. Welche Sachen? Wechselgewand? Dafür riskiert er sein Leben? Für nix? Aja, für die Ehre. Und dann lässt er sich auf ein Geplänkel mit dem Ober-Zuhälter dort ein, wird natürlich ordentlich aufgemacht, nur um am Schluß mit einer versteckten Waffe alle abzuknallen. Wie gesagt – ein feuchter Bubentraum. Später im Film gibt es dann eine Szene, die bei mir ebenfalls Unbehagen auslöst – nämlich die mit der Geschichte der Sizilianer, bei der der Polizist den Mafiosi beleidigt. Die Szene spielt damit, dem Zuseher übertriebenen Rassismus als Gag zu verkaufen.

Eine besondere Erwähnung verdient allerdings Brad Pitt in seiner Nebenrolle, die er wahrlich brilliant darstellt. Er verkörpert den WG-Kollegen des Freundes des Hauptdarstellers. Er ist ein Nichtsnutz, hat ein massives Marihuana-Problem und ist völlig verpeilt – und Brad Pitt zeigt das in seiner ungeschönten, lächerlichen Traurigkeit.