Severence ist eine aktuelle (Februar 2022) und vielgelobte Science-Fiction-Serie über einen geheimnisvollen Konzern, der von seinen Mitarbeitern ein ganz besonderes Opfer abverlangt. Um bei dieser Firma nämlich arbeiten zu dürfen, muss man sich vorher einem chirurgischen Eingriff unterziehen. Dieser separiert (englisch: to sever) das Gehirn und damit auch das Bewußtsein in zwei Teile – einen, der im normalen, privaten Alltag des Menschen aktiv ist und wie gewohnt funktioniert, und einen zweiten, der nur in der Firma aktiv ist und von dem anderen, echten Leben keine Ahnung hat. Das hat zur Folge, dass die Menschen, die in dieser Firma arbeiten, zuerst mal gar keine Ahnung haben, wer sie überhaupt sind, und verwirrt, verständnislos und eher verzweifelt meistens mal fliehen wollen. Doch selbst wenn sie ihren Arbeitsplatz verlassen, so wirkt es in diesem Teil ihres Bewußtseins dann so, also würden sie umgehend nach Verlassen der Firma diese sofort wieder betreten – denn von all dem, was dazwischen passiert, sind sie ja wie gesagt ausgeschlossen.
Die Folge von diesem System ist dann, dass sich die „Arbeitswelt“ der so modifizierten Personen sich wie ein endloser Horrortrip gestaltet, aus dem sie nie wieder raus kommen. Dazu tragen auch die repressiven, authoritären Methoden, mit denen die Mitarbeiter unter Kontrolle und gefügig gehalten werden, bei. Die Arbeit selbst scheint sinnlos und eher rätselhaft, mit lächerlichen Goodies (Waffelparties) und Psychoterror wird diese mit Zuckerbrot und Peitsche erzwungen.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Lobeshymnen über diese Serie nicht so ganz nachvollziehen kann. Ja, die Idee ist originell und besonders in der graphischen Umsetzung sehr nett umgesetzt. Die Interieurs haben die Anmutung eines modernen Büros aus den 70ern. Die schauspielerischen Leistung sind ebenfalls top. Das Setting ist aber dystopisch und deprimierend, und storymässig war ich etwas unterfordert – sehr langsam zieht sich die Handlung, und ebenso langsam tröpfeln neue Erkenntnisse über die Hintergründe dieser Firma ein. Ich habe die ganze Zeit auf überraschende Wendungen, neue Charaktere und Handlungsstränge gewartet, die das Ganze ein wenig auffetten. Aber da kam für meinen Geschmack viel zu wenig. In den letzten Folgen baut sich dann tatsächlich so etwas wie erwartende Spannung auf, die aber nur äußerst mager befriedigt wird. So weiß ich nun auch nach Ende der ersten Staffel nicht, was die Firma da eigentlich macht, für was sie steht, für was/wen sie existiert. Überhaupt ist das Ende mehr ein Cliffhanger für eine Fortsetzung…