„Before Sunrise“, der Liebesfilm aus 1995, der wie ein Wien-Tourismus-Werbefilm wirkt, hat zwei Nachfolger bekommen: „Before Sunset“ (2004) & „Before Midnight“ (2013). Nachdem ich den Erstling ja eigentlich sehr mochte – ich habe kürzlich auf ihn im Review über 303 referenziert – bin ich über diese Tatsache gestolpert und habe mir sie deshalb gleich besorgt.
Leider fand ich die Fortsetzung gleich viel weniger stimmig als den ersten Teil. In einem Film, in dem es so sehr um Kleinigkeiten, um Mimik, Gestik, kurze Unsicherheiten, Formulierungen, das Prickeln zwischen zwei Menschen geht, wo nur das im Vordergrund steht, da muß das dann einfach passen, da darf sich sich das nicht seltsam anfühlen, wenn man da mitleben möchte. Und in dieser Fortsetzung, ca 10 Jahre später, funktioniert es für mich plötzlich nicht mehr.
Da wäre zum einen dieser seltsame Unsicherheit, die Ethan Hawke im Umgang mit seiner Flamme verströmt. Dieses unbedingte gefallen wollen, diese Aufopferung, diese Anbetung, dieses übertriebene Getue, welches ich des Öfteren cringeworthy fand (zB bei der einen Szene, wo er mehrmals nachfragt, ob sie irgendwas wirklich tun möchte, obwohl sie eh‘ schon klar ja gesagt hat). Und im späteren Verlauf der Begegnung wird es dann plötzlich in die andere Richtung supercringy, als er dann auf lustig-selbstsicher umschwenkt, dies aber mit holprig/peinlichen „Schmähs“ garniert (wie „ich würde dich gern nackt sehen“) an unpassender Stelle. Ich hab‘ mich mehr fremdgeschämt. Und die Frau? Tut so, als ob sie vergessen hätte, wie sie das letzte (und einzige) Mal Sex miteinander hatten? What the actual fucking fuck?!
Gegen Ende wird’s dann theatralisch und dick aufgetragen, als dann beide mit der Botschaft auffahren, dass der jeweils andere ihr Leben durch die damalige Begegnung so außer Tritt gebracht hätte, dass alles danach davon negativ beeinflusst wurde – so nach dem Motto, nun kann ja nix Besseres mehr kommen. Fand ich völlig übertrieben und unglaubwürdig – aber gut, wollen wir es mal glauben, könnte ja in diesem Fall in gigantisch-positiver Dramatik enden. Wann passiert das schon, dass das bei beiden gleichermaßen passiert, anstatt dass sonst wie immer eine unglückliche einseitige Liebe draus wird. Aber in dem Fall ist es so – und was passiert? Anstatt dass sie sich in die Arme fallen, und froh sind, dass sie den Fehler von damals nun wieder gut machen können und die Liebe ihres Lebens wiedergefunden haben, machen sie – nix? Und da soll man emotional mit? Pff…