„Dear Zachary“, komplett mit dem Zusatz „A Letter to a Son about His Father“, ist keine Fiction, sondern Doku. Und war für eine. Ich habe tatsächlich den Film zwischendurch unterbrochen und im Internet nachgesehen, ob das eh‘ kein Fake ist, weil es für mich teilweise so künstlich, so übertrieben, so gestellt wirkte. Nun, es dürften wohl wirklich reale Ereignisse sein, und damit kann man dem Film unmöglich fehlende Tragik unterstellen.
Hier ist eine Familientragödie dokumentiert, und zwar – ich denke das ist wesentlich – aus der Sicht eines engen Freundes der Famile. Ein junger Mann wird umgebracht, völlig überraschend aus dem Leben gerissen. Bald nach dieser Nachricht wird klar, dass es seine Ex-Freundin war, die ihn kaltblütig weggeräumt hat, weil er mit ihr Schluß gemacht hatte. Und wenig später kommt dazu, dass ebendiese Mörderin ein Kind von ihrem Opfer erwartet.
Diese ungute Ausgangslage war der Auslöser, diesen Film zu drehen. Der Regisseur – wie gesagt enger Freund des Ermordeten – macht sich auf, um Material aus Familienarchiven zu sichten, Freunde und Bekannte zu treffen und zu interviewen, um daraus einen Film zu machen. Ein Film, der dem noch ungeborenen Sohn Zachary später einmal zeigen soll, wer sein Vater war. Das klingt ja alles noch glaubwürdig – man muß auch dazu sagen, dass die Doku zu diesem Zeitpunkt der Entwicklung nicht für die breiten Öffentlichkeit bestimmt war. Mehr so ein Werk, dass für Familie und enge Freunde (primär für Zachary) gedacht war.
Dieser Scope hat sich dann im Verlauf der Entwicklung geändert. Das hat mich auf etwas verquere Art an den Film „Adaptation“ einnert. Dort hat ja das Leben des Drehbuchautors ebenfalls einen unmittelbaren Einfluß auf den Film, den man gerade sieht. Nur ist es hier eben „echt“, und die Änderungen schreibt das Leben, kein Drehbuchautor. Diese Dynamik die der Film dadurch erfährt, die Emotionen, die hier frei werden… das ist echt, das wirkt, und man könnte wohl sagen, dass es das ist, was einen guten Film ausmacht. In dieser Hinsicht erfüllt der Film ja seinen Zweck.
Aber so einfach ist es leider nicht. Was man dem Film nämlich sehr wohl ankreiden darf, ist die spezifische Art und Weise der Präsentation. Und so schwer und echt das Thema ist, so billig kommt die Präsentation teilweise rüber. Sicher, es ist als Amateurproduktion gestartet, und hat sich dieses Flair bis zum Schluß behalten. Aber es geht neben rein technischer Professionalität (die verzichtbar ist) auch um erzählerisches Talent, um die Umsetzung. Und das haben sich die Protagonisten, nachdem sie ja tatsächlich von den Ereignissen betroffen sind, verdient.