Honig im Kopf

Dieser Film hat mich berührt, wie schon lange kein Film zuvor. Er erzählt die Geschichte einer Familie, in der der Großvater an Alzheimer erkrankt ist. Der Großvater wird von Didi Hallervorden dargestellt, den man aus alten Klamaukfilmen kennt. Til Schweiger ist der Vater, der Familie. Er ist verheiratet mit einer etwas reschen, aber sehr attraktiven Frau, und sie haben eine ca. 11-jährige Tochter miteinander.

In dem Film realisiert die Familie ziemlich gleich zu Beginn, dass der verwirrte Opi nicht mehr einfach nur verwirrt, sondern ein schwerer Alzheimer-Fall geworden ist. Ich glaube die Krankheit wird recht hart und schonungslos dargestellt, in einem fortgeschrittenen Stadium, wo dem Patient eigentlich schon gar nicht mehr so klar ist, wer die ganzen Personen um einen herum denn eigentlich sind und warum die hier sind.

Gut dargestellt ist die Verwirrung und die Verzweiflung auch des Patienten selbst. Denn so sehr man meinen könnte, dass er ja eh‘ alles vergisst und es für ihn vielleicht „harmlos“ ist, so falsch ist dieses Bild, denn er kriegt das durchaus mit – an manchen Stellen tritt die Verzweiflung darüber auch klar zu tage. In meinen Recherchen über die Krankheit habe ich gelernt, dass solche Patienten allerdings auch manchmal ziemlich aggressiv werden können, weil sie mit ihrer Situation überfordert sind. Solche Szenen sind im Film dann doch weitestgehend ausgespart.

Die eigentliche Haupthandlung entspinnt sich dann rund um das Mädchen und ihren Großvater. Als Akt der Hoffnung, um ihm wieder eine Aufgabe, Verantwortung und Zuwendung zu geben, begibt sie sich mit ihm auf eine Reise nach Venedig. Ein kleines Mädchen und ein schwer dementer Großvater auf Reisen – sicher, realistisch ist das nicht. Aber sehr herzerwärmend.

Mich hat an dem Film die Tragik & die Melancholie des Vergessens berührt. Als wäre der sichere Tod am Ende jedes Lebens nicht schon schlimm genug, so wäre es doch toll, wenn man wenigstens auf sein Leben mit Freude & Stolz zurückblicken kann, und in den Erinnerungen schwelgen, davon erzählen… Wenn man nicht mal das mehr kann, was bleibt dann noch? Das noch garniert mit der ultimativen Tragik, dass man vielleicht beginnt, Menschen zu suchen, die schon tot sind, weil man vergessen hat, dass sie tot sind, macht aus dieser Krankheit für mich eine tour-de-force, die ich niemals erleiden möchte.

Speziell positiv an dem Film fand ich die Reife & die Coolness, mit der viele der Charaktere, speziell die Nebencharaktere, mit dem Patienten umgehen. Die „normale“ Reaktion auf so jemand, wenn man die Krankheit nicht checkt oder man einfach ein Arsch ist, wäre Entsetzen, Ärger, Verachtung oder Ekel. Im Film aber wird primär Coolness & Mitgefühl gezeigt, und das erzeugt ein wohliges Gefühl und den Wunsch, selber auch so gelassen zu sein. Ein Wort noch zur Ehefrau, die nicht immer gleich so cool und gelassen dargestellt wird, sondern die auch mal ihre Ausraster hat, und mit der Situation nicht gleich so gut umgehen kann. Sicher, man kann es ihr ankreiden, und sie unsympathisch finden. Aber ich denke, dass eben die andere, menschliche Seite dieser Thematik zeigt. Jene der Überforderung.