Sushi scheint ein recht einfaches Gericht zu sein. Reis und roher Fisch, fertig. Aber gerade wenn man in einer solchen Disziplin erstklassig sein will, kommt es dann – neben der Qualität der Zutaten – auf die Details der Zubereitung an. Dieser Film portraitiert Jiro Ono, der sich der Herstellung von Sushi verschrieben hat.
Es ist für mich auch eine schöne Charakterisierung der japanischen Seele, der japanischen Kultur. Diese Reduzierung auf das Wesentliche, bei gleichzeitigem Drang nach Perfektion. Jiro ist so, er lebt das, er strahlt das aus. Rein fachlich dokumentiert der Film viele der nötigen Aspekte, die perfektes Sushi ausmacht. Aber es ist eben nicht nur Handwerk, sondern auch Philosophie, und das wird in den Interviews mit ihm und seinen Mitarbeitern und Angehörigen deutlich.
Ich muß jedoch auch anmerken, dass der Film für mich eine tragische Komponente hat. Und neben aller Zuschreibung diverser Eigenschaften an die japanische Philosophie dann eine ergänzende Erklärung dafür bietet, warum Jiro einfach so gut ist in dem, was er tut. Dies hat mit seinem Schicksal zu tun, welches ihm ein Aufwachsen ohne Eltern beschert hat. Derart mit jungen Jahren in die Welt geworfen zu werden, auf sich selbst gestellt zu sein, war prägend für Jiro. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Sinnsuche in dieser Position dazu beiträgt, dass man dann noch mehr nach Perfektion & Anerkennung strebt. Und nochmals tragischer ist für mich dann die Erkenntnis, dass Jiro sich seinem Schicksal so bedingungslos hingibt und es angenommen hat, so dass er es dann auch für die nächste Generation – seine beiden Söhne – überhaupt nicht hinterfragt, sondern im Gegenteil es ihnen beiden ebenso auferlegt. So verweigerte er ihnen jene Bildungswege, die sie sich wünschten, sondern forderte stattdessen von ihnen beiden, dass sie ebenfalls Sushi-Meister werden sollten. Seinen jüngeren Sohn entließ er aus dem Elternhaus mit den Worten, dass er jetzt auf sich alleine gestellt wäre, und er nicht glauben solle, dass er jemals wieder zurückkommen möge. Er betreibt heute ein Sushi-Lokal, dass genau spiegelverkehrt gebaut ist wie das seines Vaters. Sicher, Abnabelungsprozesse hin oder her, aber mein Eindruck ist, dass dieses Erlebnis alleine für seinen Sohn derart traumatisierend war, dass er sich bis heute nicht gänzlich davon erholt hat. Sein älterer Sohn, der mittlerweile mit 50 Jahren noch immer quasi als Lehrling unter den Fittichen seines Vaters arbeitet, ist ebenso von den Marotten seines Vaters geprägt. So nachvollziehbar dies auch sein mag, hat es mir doch schwergemacht, Jiro sympathisch zu finden.