Angesichts unserer aktuellen Krisen (es ist Herbst 2022 und wir haben eine Energiekrise getriggert durch einen Krieg auf europäischem Boden) ist die Notwendigkeit von gravierenden Änderungen unserer Strategie für Energiegewinnung nun auch für notorische Schlafmützen verständlich geworden. Das Weitertreiben des Einsatzes erneuerbarer Energien ist überfällig um den CO² Ausstoß zu verkleinern. Ich recherchiere gerade für den geplanten Aufbau einer PV-Anlage und finde die Vorstellung, den Eigenbedarf dadurch komplett selbst zu decken sehr reizvoll. Umso interessierter war ich dann auf den Inhalt dieses Films, der es sich zu Aufgabe gemacht hat, diesen „Trend“ zu erneuerbaren Energien kritisch zu hinterfragen.
Wie kann man diese Technologien nur schlecht finden? Nun, da gibt’s eben durchaus einige Themen, die überlegenswert sind. Zum Beispiel mal die schlichte Frage, mit welchem energetischen Aufwand manche dieser Technologien überhaupt mal erst hergestellt werden – wie lange muss ein bestimmtes Gerät dann erst mal Laufen, bevor es einen positiven Impact auf den Energiegesamtaufwand hat? Unter welchen Bedingungen werden manche notwendigen Rohstoffe dafür erzeugt? Welche Lobbies laufen für diese neuen Technologien, und mit welchen Motiven? Welche sonstigen real-world-Probleme gibt es im Zusammenhang mit dem Einsatz dieser Technologien?
Auch wenn ich natürlich befürchtet habe, dass mir hier ein negativ einseitig geframter Anti-Woke-Culture Film ins Haus steht, so wollte ich doch meine eigenen Positionen herausfordern und habe mir daher diesen Film angesehen. Meine Befürchtungen haben sich dabei zum überwiegenden Teil bewahrheitet. So werden zum Beispiel oft veraltete und überholte „Fakten“ von gestern präsentiert. Wie zum Beispiel gleich ganz zu Beginn ein über 20 Jahre altes Snippet von einem alternativen Musikfestival, wo sich eine PV-Anlage für den Betrieb des Festivals als völlig unzureichend und daher durch Biodiesel-Generatoren unterstützt herausstellt. Oder die PV-Anlage einer Stadt, welche mit Solarpanels mit einem Wirkungsgrad von nur unter 8% versehen ist. Heutige PV-Anlagen können bis zu 80% erzielen.
Die Dokumentation bietet noch einiger solcher Facepalm-Momente. Neben dieser klaren Desinformation gibt es aber auch einige Themen, die sehr wohl einer näheren Betrachtung bedürfen. Lobbies, die nun angesichts der Probleme mit fossilen Rohstoffen völlig unbrauchbare und nicht praxisnahe Alternativtechnologien pushen (wie zB Biodiesel, Ethanol oder Wasserstoff unter abermaliger Verwendung fossiler Rohstoffe oder Auslöschung ganzer Landstriche) können keine ernsthafte Lösung sein. Die wesentlichste kritische Aussage des Films ist sicherlich jene, dass unser Konsumverhalten generell – nicht nur die Energie betreffend – über unseren tatsächlichen Möglichkeiten liegt, und dass wir unseren Verbrauch und unseren Konsum daher reduzieren müssen. Es wäre naiv zu glauben, dass wir dieses Problem nur durch Installation von PV-Anlagen und Windrädern lösen können. Wenn wir parallel dazu mehr und mehr unserer Regenwälder für den Anbau von Futtermitteln abholzen, bleibt unser System nicht nachhaltig.