Coup de chance

Direkt aus meiner „guilty pleasure“ Schublade – der neue Woody Allen. Mein Verdikt „hast du einen gesehen, hast du alle gesehen“ bestätigt sich auch hier wieder – das war alles schon mal da: Reiche Leute tun, was reichte Leute so tun (schick essen gehen, reisen, Dinnerparties schmeißen) und entscheiden sich dann deswegen, weil sie das Geld so sehr mögen, für eine Beziehung, die sie zwar unglücklich macht, aber noch mehr Geld bringt. So unnachvollziehbar das für normale Menschen ist, so normal ist es in Woody Allens Welt. Die genannte Situation führt hier dazu, dass sich die Frau durch eine zufällige Begegnung einem früheren Studienkollegen annähert, mit dem sie dann ein Affäre hat. Der Ehemann schöpft Verdacht und die Handlung kulminiert in Gewalt und Drama.

Trotz der Fremdheit der sozialen Settings – ab und zu gebe ich mich dieser seltsamen Welt hin, um staunend zuzusehen und zu sinnieren, was genau mir davon gefallen würde und was nicht. Die schönen Menschen und ihre Beziehungsgeflechte sind normalerweise ganz gut gezeichnet und unterhaltsam. In diesem speziellen Film gab’s dann jedoch einige Segmente, die ich so daneben fand, so offenbar künstlich angelegt um einen bestimmten Punkt rüberzubringen, dass es mich aus der Handlung richtiggehend rausgerissen hat. Und zwar geht’s um die Darstellung des Ehemanns. Dieser soll nicht sonderlich sympathisch rüberkommen, damit das Publikum beim Seitensprung gedanklich gut mitgehen kann. Wofür entscheidet sich Allen? Antwort: Für eine riesige Installation einer Modelleisenbahn in einem eigenen Raum der Wohnung des Paares. Denn Modelleisenbahn = nerdy = unsympathisch, so die Gleichung. Ich muss zugeben, ich fand die Idee kurz sogar irgendwie witzig und wäre fast dabei gewesen – wenn dann nicht der Dialog von ihm mit der Mutter seiner Frau gewesen wäre, wo er dann plötzlich darüber klagt, dass ihn die anderen Jungs in der Schule früher immer gehaut hätten (tatsächlich!). Bei der Modelleisenbahn mit ihren dunklen Röhren fühlte er sich dann emotional verstanden und das Licht am Ende der Tunnel gab ihm Hoffnung. Diese Szene war einfach over-the-top skurrill… und damit der Rest der Geschichte in Frage gestellt.