The Holdovers

The Holdovers wirkt wie aus der Zeit gefallen. Wie ein Film aus den 70ern. Dabei ist er brandneu soeben erst veröffentlicht worden. Er sieht aber nicht nur so aus, als wäre er schon ein halbes Jahrhundert alt, er hält sich auch an die Konventionen der damaligen Zeit, verzichtet auf Special-Effects und investiert dafür Zeit in die Entwicklung der Hauptcharaktere des Films. Der Score des Films ist passend gewählt und enthält einige wunderschöne Stücke.

Schauplatz der Handlung ist ein Internat für Buben irgendwo in Amerika zu Weihnachten 1970. Normalerweise brummt hier das Leben, aber zu Weihnachten fahren alle heim zu ihren Familien. Alle? Fast alle. Ein paar wenige gibt es, die aus verschiedenen Gründen die Stellung halten müssen. Diese sind: Ein verschrobener Geschichtelehrer, der auf Disziplin wert legt und der bei Schülern und Personal gleichermassen unbeliebt ist. Ein schlauer, aber als schwierig verschriener Schüler, der aufgrund seiner komplizierten Familiensituation selbst zu Weihnachten zu Hause nicht willkommen ist. Und die Chefköchin der Kantine, die kürzlich ihren Sohn in Vietnam verloren hat. Nicht gerade die prickelndste Kombi. Niemand von denen ist sonderlich sozial und will hier sein. Und doch ist es so – die drei verbringen die Feiertage miteinander.

So fürchterlich sich die Ausgangslage auch anhört, der Film unterhält, ist mit viel Liebe zum Detail produziert und man bleibt jede Minute an der Geschichte dran. Unweigerlich dringt man unter die Oberfläche der Personen ein und erfährt mehr und mehr, warum sie so sind – und begleitet aber auch ihre Entwicklung, die sie miteinander durchmachen. Am Ende ihrer gemeinsamen Zeit sind sie alle andere Menschen. Und es macht ein warmes Gefühl im Bauch, das mitzuerleben.